Montag, 30. Januar 2017

Strategiegedanken

Ich schätze, ich habe ein Problem, das ich angehen muss, ich muss mir nämlich endlich mal eine Strategie entwickeln. Das erscheint mir gerade schwerer getan als gesagt.

Anlagestrategien gibt es ja wie Sand am Meer, ich glaube, jeder muss sich da selbst eine entwickeln oder eine vorhandene für eigene Zwecke anpassen. Seit ich vor mittlerweile fast zwei Jahren anfing, mich für meine Finanzen zu interessieren, habe ich unzählige Blogs und auch Forenbeiträge gelesen.
Einen Satz fand ich sehr spannend:
"Wenn Du Deine Anlagestrategie nicht in drei Sätzen formulieren kannst, hast Du keine."
Ich weiss heute nicht mehr, wo ich das gelesen habe, es können auch drei Minuten statt Sätzen geheißen haben, ist auch egal, ich dachte mir: Da muss ich hinkommen. Drei Sätze sollten ja kein Problem sein, kurz und knackig, ha! - Ihr ahnt es bereits: Dieser Beitrag wird etwas länger...

Wozu benötige ich eigentlich eine Strategie? Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich hin- und hergerissen bin, was manche Aktien angeht. Kurz nach Weihnachten wollte ich sowieso keine Aktien mehr kaufen, aber ich hätte auch keine Idee gehabt, welche ich denn hätte nehmen sollen. Nach Neujahr habe ich verstärkt Blogartikel nachgelesen und mich selbst ganz kirre gemacht, weil ich am liebsten alles dort besprochene sofort gekauft hätte. Habe ich glücklicherweise nicht getan, schon weil ich mich nicht entscheiden konnte und Schnellschüsse wollte ich vermeiden. Daher habe ich immer auch die Kennzahlen unter die Lupe genommen habe und einiges gleich wieder verwerfen können. Das waren die unterschiedlichsten Werte von Wachstum- über Valuewerte bis zu Dividendenaristokraten und Turnaround-Kandidaten. Ich kam irgendwann zu dem Schluss, dass ich mal eine Pause bräuchte, um darüber nachzudenken, was ich überhaupt will, wohin soll diese ganze Investiererei eigentlich führen und welche Käufe sind sinnvoll, dies zu erreichen. Daraus ergibt sich dann (hoffentlich) auch eine Strategie.

Um diese Gedankengänge etwas zu strukturieren, möchte ich sie hier aufschreiben, ich hoffe, das ist für Euch interessant, lehrreich oder wenigstens unterhaltsam. Spontanen Widerspruch dürft Ihr mir gerne in die Kommentare unten einkippen.

Anfangs hatte ich natürlich noch keine Idee, wie ich vorgehen wollte, immerhin war ich von der Idee des Buy&Hold sehr angetan, Aktien für die (quasi) Ewigkeit zu kaufen erspart einem die Überlegung, wann man aussteigen muss, um maximalen Profit zu bekommen. Während ich die Wertpapiere halte, wäre es vorteilhaft, wenn Dividenden ausgeschüttet würden, sozusagen mein Anteil am Gewinn, den die Firma generiert. Daraus ergibt sich wohl, dass ich ein sogenannter "Dividendenjünger" sein muss, ein Ausdruck, der mir eigentlich nicht gefällt, denn es hört sich so an, als wären die Dividenden das (heilige) Maß aller Dinge.

Tatsächlich schaue ich mir die Unternehmen genauer an, z.B. sollten Sie Gewinne machen und nur einen Teil davon als Dividende auszahlen, ich richte mich hier nach den Leuten von Dividendenadel, die 25-75% Ausschüttungsquote fordern. Das KGV sollte nicht zu hoch sein, meine Grenze liegt bei 20, andere wollen ja nicht mehr als 15 zahlen. Die Dividenden sollten regelmäßig gesteigert werden, am liebsten um mehr als 10% pro Jahr. In letzter Zeit nutze ich für die Prüfung der Wertigkeit eines Unternehmens auch die zusammengefasste Unternehmensanalyse von Stefans Börsenblog, dem ich dafür übrigens echt dankbar bin.

Damit sind wir aber auch schon beim Value-basierten Ansatz, der mich ebenfalls fasziniert. Allerdings muss man dann schon etwas mehr von der Materie verstehen als ich es tue. Insbesondere sollte man sich Bilanzen anschauen können und die richtigen Schlüsse aus den Werten ziehen können. Ein schönes Beispiel ist hier gerade auf dem ValueBlog erschienen. Hier kann ich nur vor Ehrfurcht erstarren und muss mir eingestehen, dass ich kein Finanzgenie bin und wohl auch nie werde. Ich könnte mir selbst niemals sicher sein, nicht doch einen Wert zu übersehen, der meine ganze Berechnung ins absurde abgleiten ließe.

Also bleibe ich doch lieber bei meinen Dividendenaristokraten, -königen, -archievern und wie die so genannt werden, je nachdem wie lange die Ihre Dividenden schon steigern. Zusätzlich lese ich die allermeisten Artikel meiner Blogroll, um weitere aussichtsreiche Unternehmen zu finden. So finden sich immer mal wieder Werte, die für mich interessant sind.

Beispielsweise hat intelligent investieren neulich über Leifheit als Valueinvestment berichtet. Die hatte ich bereits als möglichen Dividendensteigerer (erst seit 2011, daher noch nicht wirklich ernstzunehmend) auf meiner Watchlist. Aber diese Kombination macht es für mich natürlich sehr interessant, denn ich kann sehr günstig in ein werthaltiges Unternehmen einsteigen mit der Chance, dass die Dividenden noch ein paar Jahre erhöht werden. In diesem Sinne habe ich noch ein paar andere Unternehmen im Auge, die möchte ich aber noch etwas beobachten. Außerdem brauche ich frisches Geld ;-)

Wenn ich momentan meine Investitionsstrategie erklären müsste, würde ich sagen:
"Ich investiere in unterbewertete Unternehmen, die ihre Dividenden regelmäßig steigern."

Das ist jetzt nicht in Stein gemeißelt, wenn es gute Argumente gibt, werde ich da gerne nochmal drüber nachdenken. Mich als Dividendenjünger zu beschimpfen sehe ich nicht als gute Argumentation an ;-)

Respekt an alle, die bis hierher durchgehalten haben, vielen Dank dafür :-)
Wie seht ihr das, habt Ihr eine Strategie an die Ihr euch auch haltet? Könnt Ihr die in drei Sätzen erklären?

4 Kommentare:

  1. Hey Oz,

    also das mit den Bilanzen bzw. dem Lesen von Geschäftsberichten lernt man relativ schnell. Man muss halt den Willen mitbringen. Stoff zum Üben gibt es immer genug und in regelmäßigen Abständen immer wieder.

    Ich persönlich halte mich an das reine Value Investing. Ob die Unternehmen dann ne Dividende zahlen oder nicht hat für mich meist wenig Einfluss auf die Bestimmung 'meines' inneren Wertes für das Wertpapier...

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    1. Hi!

      Mir sind die Dividenden eigentlich auch egal. Aber Value Investing ist nicht Value Investing. Gerade Grahamsche Deep Value Analysen sind aus meiner Sicht nicht für Leute zu empfehlen, die ihre Fähigkeiten dafür nicht ausreichend finden. Da es außerdem sehr zeitintensiv ist, ist es auch nicht für alle zu empfehlen. Wenn man die Strategie konsequent fährt, kann es zu längeren Zeiten kommen, wo man Miese macht und erst nach einer Weile ins Plus kommt. Über einen langen Zeitraum hat man Überrenditen, aber es kann schonmal vorkommen, dass es eine Weile nicht ganz so läuft... In der Value Investing Sprache würde man sagen: "Der Markt hat die Unterbewertung noch nicht bemerkt"... :)

      Oz, wie wäre zum Beispiel die Dogs of the Dow Strategie? Die hat zwar auch Jahre gehabt, wo man nicht so gut gefahren ist mit, aber insgesamt braucht man dafür nicht den starken Bauch meiner Meinung nach.

      Wenn du unbedingt Value Investing betreiben willst, würde ich eher den Buffetschen Value Investing Stil empfehlen. Buffetts Stil ist zwar einer der schwierigsten überhaupt, stark von Graham und Fisher inspiriert und kaum gut kopiert, aber er hat einige gute Elemente, die jeder nachvollziehen und anwenden kann (dauerhaft steigende Gewinne, geringe Bewertung, dauerhafter Marktvorteil, etc).

      Alternativ sind sicher Peter Lynchs Bücher zu empfehlen, die sich ja gerade an Leute wie dich und mich richten. Absolute Empfehlung! :)

      Alles Gute und frohe Investments. ;)

      Ferhat

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    2. Hi EasyWISA
      Ja, sieht so aus, als müsste ich mal meine Komfortzone verlassen. Ich glaube mein Hauptproblem dabei ist, dass es nicht die eine Lösung gibt. Wenn ich einen Geschäftsbericht analysiere und auf einen fairen Wert komme, gibt es kein Lösungsbuch, in dem drin steht, ob ich das richtig gemacht habe.
      Im Geschäftsbericht stehen zwar konkrete Zahlen, letzten Endes werden diese aber interpretiert zusammen mit dem restlichen Text. Im Interpretieren war ich schon in der Schule schlecht. Meine Analysen wären vermutlich die schlechtesten der ganzen Branche :-)
      Dann sind da diese ganzen Details, die ich mangels besseren Wissens einfach überlesen würde. Beispielsweise fällt Dir in Deiner Myriad-Analyse neulich auf, dass die Managementbezahlung 2014 von Optionen auf RSUs umgestellt wurde - keine Ahnung, wie Du das herausgefunden hast, ich weiss ja nicht mal, was das ist, geschweige denn, was ich daraus folgern sollte.
      Das sind alles Dinge, die man sicherlich lernen kann, wofür man aber erstmal sehr viel Übung und Erfahrung benötigt und eben den Vergleich mit anderen Analysen, vielleicht auch die Diskussion darüber, warum man das eine so, das andere anders gemacht hat. Keine Ahnung, möglicherweise gibt es ja irgendwo eine Gruppe, die gemeinsam lernt. An der Uni lernt man das nicht, oder?
      Sieht so aus, als ob ich mich erstmal mit den Zahlen aus Morningstar zufrieden gebe und versuche, die schlechtesten Aktien zu erkennen und auszusortieren.
      Oz

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    3. Hi Ferhat,
      wie konntest Du Dich denn da gerade dazwischenquetschen? :-)

      Sagen wir mal so: Ich würde gerne unterbewertete Aktien finden, aber analysieren können andere besser als ich. Und wenn ich bei Valuebloggern Analysen lese, kann ich schauen, ob ich die plausibel finde und nehme sie dann auf meine Watchlist. So muss ich einfach nur schauen, ob ich der Analyse trauen kann.

      Mmh, wenn ich es mir recht überlege, betreibe ich hier ja nur Market-Timing. Ich möchte eine Aktie kaufen, würde sie aber gerne so günstig wie möglich haben, schon damit ich für meinen angelegten Betrag die größtmögliche Anzahl bekomme. Und damit die Aktie nicht gleich nach Kauf in den Keller rauscht, weil sie eigentlich überbewertet war, so wie es wahrscheinlich bei Cracker Barrel passiert ist. Oder Novo Nordisk.

      Eigentlich sollte mir das als Langfrist-Anleger egal sein. Vielleicht sollte ich mal an meiner Einstellung arbeiten.

      Oz

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